AUF DEM WEG ZU MEHR NACHHALTIGKEIT – GRUNDSÄTZLICH UND IM IMMOBILIENBEREICH
„Nachhaltigkeit“ als Begriff wurde oft als Unwort des Jahres vorgeschlagen, woran die inflationäre Verwendung des Wortes nicht ganz unschuldig ist. Doch was hat es mit Nachhaltigkeit auf sich? Und wie geht die Immobilienbranche mit dem Thema um? Elena Graf-Burgstaller, Immobilientreuhänderin und Nachhaltigkeitsbeauftragte geht in ihrem Gastbeitrag auf diese Fragen ein.
Der Begriff Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft und bedeutet, nicht mehr Holz einzuschlagen als nachwächst. Ursprünglich ging es darum, nicht mehr Ressourcen zu verbrauchen, als die Erde produziert. Derzeit ist es aber wichtig nicht nur den Verbrauch zu drosseln und effizienter mit den Vorräten des Planeten umzugehen, sondern auch Techniken zu entwickeln, die den verursachten Schaden kompensieren, indem man z.B. das in der Atmosphäre gesammelte CO2 abbaut.
DIE EU UND NACHHALTIGKEIT
Seit dem 1. EU-Aktionsplan vom Jahr 2018 wurden in Brüssel zahlreiche Verordnungen, Richtlinien und Pläne verabschiedet, die die Unternehmen in fast allen Branchen zu nachhaltigen Maßnahmen bewegen sollen. Die Banken wurden mit der EBA (Europäischen Bankenaufsicht)-Leitlinie 2020 auch in die Pflicht genommen.
Die großen Unternehmen von öffentlichem Interesse wie börsennotierte Unternehmen, Kreditinstitute und Versicherungen spüren den Druck seit die NFRD (Non-Financial Reporting Directive)-Richtlinie 2017 in Kraft trat, und die Unternehmen verpflichtete, nicht finanzielle (nachhaltige) Berichte zu verfassen. Mit der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive)-Richtlinie werden in den nächsten Jahren sukzessive auch kleinere Unternehmen zu einer nachhaltigen Berichtserstattung und somit zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag gezwungen.
NACHHALTIGKEIT IN DER IMMOBILIENBRANCHE
Die Immobilienbranche entwickelt neue Wege, um Gebäude nachhaltig und taxonomiekonform zu gestalten. Der Qualitätsprozess wird durch Immobilienzertifikate unterstützt. Die Briten waren in den 90er Jahren mit dem ersten Nachhaltigkeitszertifikat für Immobilien „BREEAM“ Vorreiter. Seither sind weitere Zertifizierungssysteme in den USA (LEED, WELL-Building, EDGE, Cradle to Cradle etc.), in Europa und Asien entstanden. Auch Österreich trägt zu dieser Zertifikatslandschaft mit ÖGNI, klimaaktiv, dem Österreichischen Umweltzeichen, Greenpass etc. bei.
Die Systeme weisen in ihrem Umfang, Inhalt und Tiefe starke Abweichungen auf. Manche Zertifikate konzentrieren sich vor allem auf eine Säule der Nachhaltigkeit wie z.B. „Ökologie“ oder „Soziales“, andere Zertifikate umfassen alle drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Soziales und Ökonomie und wieder andere wie ÖGNI/DGNB gehen darüber hinaus und beleuchten je nach Systemvariante bis zu 6 Aspekte der Nachhaltigkeit.
Eine Einführung in die Welt der Nachhaltigkeit für Unternehmen & Immobilien bietet das 2-tägige Seminar „Immobilien: Investition, Finanzierung & Nachhaltigkeit“. Die Teilnehmer:innen gewinnen einen profunden Einblick in die Begriffe, aktuellen Verordnungen, Gesetze und Zertifizierungen, die unseren Alltag zunehmend bestimmen. Mit Hilfe von einem bunten Methodenmix, Beispielen aus der Praxis und kleinen Musterrechenbeispielen wird eine interaktive und kurzweilige Vermittlung von Wissen über Immobilien und Nachhaltigkeit gewährleistet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die EU sich das Ziel gesetzt hat, bis 2040 als erster Kontinent klimaneutral zu sein. Jetzt liegt es an den Unternehmen, Immobilieninvestor:innen, Banken und der gesamten Gesellschaft, dieses Ziel zu erreichen. Durch den Besuch des o.e. WIFI-Kurses können Sie sich auch auf die nächsten Schritte im Nachhaltigkeitsprozess vorbereiten.
Mag. Elena Graf-Burgstaller verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in den Bereichen Immobilien, Banken, Finanzen und Nachhaltigkeit. Sie ist zertifizierte Immobilientreuhänderin, Projektmanagerin, Nachhaltigkeitsbeauftragte für Unternehmen, ÖGNI-Konsultantin und EU-Taxonomie-Beraterin. Frau Graf-Burgstaller ist Leiterin ESG beim Immobilienberatungsunternehmen BLUESAVE Consulting GmbH. Zusätzlich ist sie Gastvortragende an der Hochschule Luzern, leitet Seminare, nimmt als Vortragende und Podiumsdiskutantin an Konferenzen teil und publiziert zum Thema Nachhaltigkeit.